Stressreaktion

Geschrieben von:Marcus Schmidt auf . Veröffentlicht in 4. Stress: Fakten statt Mythen

Stressreaktion oder
Kevin der Neandertaler
und Diego der Säbelzahntiger

Stress ist in aller Munde und der Stressreport der Bundesregierung mit rund 20.000 Befragten und über 200 Seiten die umfangreichste Studie zum Thema Stress in Deutschland.Stressreaktion

Die wesentlichen Ergebnisse und Anmerkungen dazu werde ich Ihnen kurz vorstellen.

Als Einleitung möchte ich der Frage nachgehen: Was macht Stress mit uns?

Dabei ist es mir wichtig, herauszustellen, dass Stress nicht notwendigerweise negativ ist und ganz selbstverständlich zu unserem Alltag auch dazu gehört.

Die körperliche Reaktion auf eine Gefahrensituation geht auf die Entstehungsgeschichte des Menschen zurück. Beim Erkennen von etwas Unbekanntem, etwas Außergewöhnlichem oder einer als solchen erkannten Gefahr beginnt der Körper mit dem vermehrten Ausschütten von Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin, so dass Herzschlag, Blutdruck und Durchblutung steigen. Dabei werden die Körperkräfte mobilisiert, um mit der Gefahr umzugehen.

Die praktische Bedeutung lässt sich anhand des folgenden Beispiels gut erläutern. Dem ein oder anderen von Ihnen mag Diego,der Säbelzahntiger aus der Filmseiren Ice Age, bekannt sein.

Nehmen wir also nun einmal an, der Neandertaler Kevin trifft auf seiner morgendlichen Wanderung durch die Düsseldorfer Tiefebene auf Diego, den Säbelzahntiger – und Diego hat im Gegensatz zu Kevin noch nicht gefrühstückt!

Nun reagiert der Körper von Kevin, ohne dass dieser viel dazu beitragen müsste, ganz automatisch wie oben beschrieben; denn schließlich geht es für unsern Neandertaler Kevin um nichts weniger als sein Überlegen. Dazu hat er grundsätzlich drei Optionen: Kampf, Flucht oder Totstellen.

Die erste Option 'Kampf'ist für Kevin selbst bei bestmöglicher körperlicher Vorbereitung vielleicht nicht ideal. Jeder von uns würde sicher davon ausgehen, dass der Säbelzahntiger in der Kampfsituation die besseren Karten hätte.

Auch Option zwei, nämlich 'Flucht', ist wahrscheinlich nicht sehr hilfreich. Schließlich ist der Vierbeiner Diego deutlich schneller als Kevin. Allerdings könnte diese Option,zumindest bis zum nächsten Baum, vielleicht doch eine gute Idee sein: Also, Beine in die Hand und alles geben – denn schließlich geht es um ein Wettrennen gegen einen Säbelzahntiger, und das auf Leben und Tod!

Glücklicherweise war der Vorsprung von Kevin bis zum nächsten Baum ausreichend und er konnte hinaufklettern, bevor Diego ihn erreicht hat. Nun umkreist also Diego zähneflätschend und stinksauer, da ohne Frühstück, den Baum.

Kevin hat verständlicherweise Todesangst und nur noch die letzte Option: Er stellt sich tot in der Hoffnung, dass er damit für Diego uninteressant wird – und tatsächlich ist dies eine Möglichkeit. Denn so wenig wie jeder von uns zum Frühstück kalten Kaffee mag, so wenig schmeckt Diego ein bereits toter Neandertaler, der da im Baum hängt. Also schleicht Diego von dannen.

Wie wir sehen, sichern diese automatisierten und in Sekundenbruchteilen ablaufenden Automatismen unserem Neandertaler Kevin das Überleben.

Andererseits setzen genau diese Reaktionen auch ein, wenn wir im Berufsalltag das Gefühl haben, durch den Vorgesetzten, Kunden oder Kollegen unter Druck gesetzt zu werden oder in einen Konflikt hineingezogen werden. Auch hier regiert der Körper dann in ähnlicher Art und Weise wie es schon der Neandertaler gelernt hat. Der Nachteil von Automatismen ist nämlich, dass diese sich nur sehr schwierig abschalten lassen – insbesondere, wenn sie viele Millionen Jahre alt sind und dem Menschen in seiner Entwicklung das Überleben gesichert haben.

Sicher werden Sie zustimmen, dass die Reaktionsmöglichkeiten Kampf, Flucht oder Totstellen im modernen Arbeitsleben nicht die effektivsten Verhaltensweisen sind. Trotzdem stellen sich diese Reaktionsmuster des Gehirns im Arbeitsalltag ein, was häufig zu unüberlegten Handlungen führt und sich nachteilig auswirkt.

Außerdem können permanenter Stress  und fehlende Regenerationszeiten zu Bluthochdruck, Erschöpfung und Depressionen führen, was in der Presse auch häufig als Burn-Out bezeichnet wird.

Deshalb ist es wichtig, vorbeugend Strategien und alternative Handlungsoptionen zur Vermeidung dieser natürlichen Reaktionen zu entwickeln. Diese kommen aus dem Bereich des Selbstmanagements und einer gelungen Aufgabenorganisation.

In weiteren Beiträgen zum Stressreports stelle ich Ihnen die wesentlichen Inhalte des Reports vor:

–          Warum die Veränderungen in der Arbeitswelt Stress weiter fördern
–          Was ist der Stand der Wissenschaft zum Thema Stress
–          Was sind die Auslöser für Stress
–          Was sind die Folgen von Stress und was kann man dagegen tun

Hier finden Sie mehr Informationen zum Stressreport:

  • Teil 1:
    Steigende Stresslevel durch Entwicklungen der Arbeitswelt und die wichtigsten wissenschaftlichen Modelle zur Stressforschung.
     
  • Teil 2:
    Vorstellung der wichtigsten Auslöser von Stress.
     
  • Teil3:
    Ressourcen zur Stressbewältigung sowie unmittelbaren und langfristigen Folgen von Stress.
     

Weitere Informationen, wie Sie sich selbst im häufig stressbelasteten Berufsleben optimal selbst managen können, finden Sie in meiner Rubrik Selbstmanagement.

 

Trackback von Ihrer Website.

Kommentar verfassen