Perfektionismus

Geschrieben von:Marcus Schmidt auf . Veröffentlicht in 3. Zeitmanagement

Weniger Perfektionismus ist mehr

Warum man sich mit dem Thema Perfektionismus beschäftigen sollte? Weil Perfektionismus viele Schwierigkeiten mit sich bringt, an welche man nicht sofort denkt.

Perfektionismus führt nicht nur dazu, hervorragende Leistungen zu erzielen. Sehr häufig werden dadurch noch bessere Leistungen verhindert und glauben Sie mir, ich habe diese Erfahrung gemacht.

Schauen Sie doch einmal auf die folgende Liste unterschiedlicher Ausprägungen und Begleiterscheinungen von Perfektionismus:

  1. Extrem hohe Anforderungen
    Dies ist das wohl typischste Merkmal von Perfektionismus. Immer wieder gibt es Situationen, welche eine hervorragende Leistung erfordern. Allerdings ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, in allem perfekt zu sein. Während der Drang nach Perfektionismus in allen Dingen zu jeder Menge Stolpersteine führen kann.
  2. Geringe Flexibilität
    Grade in der heutigen Zeit gibt es immer wieder unerwartete Anforderungen und Notwendigkeiten. Perfektionisten finden es allerdings schwierig, ihre Pläne flexibel anzupassen. Entsprechend hoch ist ihr Aufwand, um ihre Vorstellungen auch bei geänderten Rahmenbedingungen durchzusetzen, was dann häufig auch nicht mehr der idealen Lösung entspricht.
  3. Hohes Kontrollbedürfnis
    Haben Sie vielleicht ein hohes Kontrollbedürfnis? Kann es Ihnen passieren, dass Sie sich auch für die Angelegenheiten anderer verantwortlich fühlen und sich um diese kümmern?
    Bestimmt wäre es einmal interessant herauszufinden, wie viel Zeit und Energie Sie für „Kontrolle“ statt Umsetzung aufwenden.
  4. Detailverliebtheit
    Man verliert sich gern in Details und versucht jede auch noch so kleine Kleinigkeit auf jeden Fall korrekt darzustellen. Damit soll mögliche Kritik an der eigenen Arbeit unbedingt ausgeschlossen werden.
  5. Aufgabenverschiebung
    Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Gründe für Aufgabenverschiebungen. In der Regel werden Aufgaben aber auch aus Angst, diese nicht perfekt erledigen zu können, aufgeschoben.
  6. Schwierigkeiten aufzuhören
    Manchmal laufen die Dinge nicht wie geplant – trotz all unserer Bemühungen. Einige Menschen tendieren dazu, es trotzdem mit aller Macht weiter zu versuchen.
    Hier kann es manchmal besser sein, zu erkennen, dass dies nicht funktioniert und stattdessen etwas völlig anderes auszuprobieren!
  7. Schwierige Entscheidungsfindung
    Perfektionismus zeigt sich häufig auch in der Entscheidungsfindung. Es soll die perfekte Entscheidung getroffen und nach Möglichkeit keine Option verloren werden. So können sich Entscheidungsfindungen sehr langsam und schwierig gestalten.
  8. Mehrfache Überprüfung
    Durch häufiges Überprüfen soll sichergestellt werden, dass mögliche Fehler vermieden werden. Auf der anderen Seite wird damit allerdings viel Zeit verschwendet, welche alternativ in andere Aufgaben fließen könnte.
  9. Vermeiden von Delegation
    Delegation wird vermieden, da es ja niemand so gut machen kann wie man selbst. Allerdings ist Delegation selbstverständlich das beste Mittel, um seine eigene Produktivität zu erhöhen. Darüber hinaus ist Delegation ein entscheidender Erfolgsfaktor.
  10. Überkritisches Verhalten
    Gegenüber Teammitgliedern, Kollegen oder anderen wird häufig Kritik geübt, da diese die eigenen hohen Anforderungen nicht erfüllen.
    Dies führt über kurz oder lang zu Beziehungsproblemen auf allen Ebenen.

Vielleicht haben Sie sich an der einen oder anderen Stelle oder auch in der Mehrzahl der Punkte wiedererkannt. Und sicher ist Ihnen damit auch wieder einmal bewusst geworden, wie sehr Sie dies in vielen Dingen behindert.

Wie können Sie dies also ändern?

Als erstes sollten Sie all Ihre perfektionistischen Verhaltensweisen aufschreiben; warum Sie sich so verhalten, wie häufig Sie sich so verhalten und welche Nachteile Ihnen daraus entstehen.

Im nächsten Schritt wählen Sie ein oder zwei Verhaltensweisen aus, welche Sie als nächstes verändern möchten.

Überlegen Sie auch, welche Vorteile Ihnen durch diese Verhaltensweise entstehen und machen Sie dann ein Brainstorming; schreiben Sie alle alternativen Verhaltensmöglichkeiten auf, die Ihnen einfallen. Vergleichen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten und nehmen Sie jene heraus, welche am besten Ihrer gewünschten zukünftigen Verhaltensweise entsprechen.

Schreiben Sie die neue Verhaltensweise so auf, sodass Sie immer wieder daran erinnert werden, zum Beispiel als Bildschirmschoner auf Ihrem Computer, auf Ihrem Handy, auf einem Post-it an Ihrem Spiegel, als Notiz in Ihrem Auto et cetera. Damit werden Sie immer wieder erinnert und dann beginnen Sie für sechs Wochen bewusst darauf zu achten, Ihr Verhalten zu verändern.

Gemeinhin geht man davon aus, dass eine Verhaltensveränderung etwa vier bis sechs Wochen benötigt. Sollten Sie damit keinen Erfolg haben, kann es auch hilfreich sein, sich einen externen Coach zur Unterstützung zu nehmen.

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Kommentare (2)

  • RSe

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    Nein, nicht Perfektionismus ist das Problem. Sondern die weit verbreitete Angst, durch Scheitern an Ansehen zu verlieren. Wer begriffen hat, dass man aus Fehlern lernt (im Sinne Ihres auf Galilei zurückgehenden Slogans), darf sein Streben nach besten Ergebnissen ungehemmt ausleben.

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    • Marcus Schmidt

      |

      In der Tat ist das Streben nach dem besten Ergebnissen an sich gut und richtig. Allerdings ist es wichtig, dabei nicht aus Angst oder anderen Gründen, in die Schwierigkeiten zu laufen, die sich aus dem Streben nach Perfektion ergeben können.
      Herzliche Grüße
      Marcus Schmidt

      Antworten

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